"Wir haben aktuell den Jahrgang 2023 in der Flasche, und es ist sogar schon mein 10. Jahrgang – ein kleines Jubiläum sozusagen. Für mich war es eine spannende Reise, da ich den Stil des Weinguts komplett gedreht habe, weg von dem meiner Eltern hin zu dem, was ich heute mache. Ich habe viel ausprobiert, um den richtigen Weg zu finden. Dabei spielt natürlich eine große Rolle, was bei uns vor Ort möglich ist – mit unseren Böden, unserem Klima. Am Ende des Tages sollte der Stil eines Weinguts genau das widerspiegeln, anstatt etwas kopieren zu wollen, das bei uns nicht funktioniert. Ich habe also natürlich viel probiert, dabei verschiedene Stile entdeckt und geschmeckt und das in Verbindung mit dem, was bei uns möglich ist. Am Ende kam straight bei raus - Diese sehr mineralischen, kalkigen, fruchtigen, aber auch sehr kühlen Weine vom Stil. Das war der Weg, um den richtigen Stil zu finden. Jetzt, nach 10 Jahren, haben wir natürlich schon mal ein bisschen verbessert natürlich im Detail immer weiter verfeinert, aber der Kernstil ist unverkennbar und genau der richtige Weg gewesen. "

"Persönliche Geschmacksvorlieben haben sicherlich einen Einfluss auf den Stil, den man produziert. Meiner Meinung nach sollte das auch so sein, denn letztlich möchte ich herstellen und verkaufen, was mir selbst schmeckt.  Etwas nur zu produzieren, weil es gerade im Trend ist, obwohl es einem selbst nicht schmeckt, halte ich für den falschen Ansatz. Glücklicherweise entsprechen diese sehr bodengeprägten und mineralischen Weine genau meinem Geschmack, und sie sind auch sehr nachhaltig. Es ist also durchaus so, dass ich privat gerne genau diese Weine trinke. Und demnach ist das tatsächlich eine Punktlandung, dass wir Weine in diesem Stil herstellen können und die Gegebenheiten dafür haben. Wie gesagt, ich bin der Meinung, dass die eigenen Vorlieben den Geschmackstil vom eigenen Wein schon deutlich prägen – zumindest ist das bei mir so."

Ob das im Weingut Immel bei Philipp Wittmann und Georg Rieser auch der Fall ist, erfahren Sie hier:

Interview mit Immel Biowein

"Der Wißberg, mit den höchsten Erhebungen in Rheinhessen, ist der Berg, an dem die meisten unserer Weinberge liegen. Zusätzlich bewirtschaften wir noch Weinberge in Flonheim-Uffhofen, etwa sieben Kilometer von uns entfernt, quasi bei Nico Espenschied um die Ecke. Dort bin ich aufgewachsen, und die Weinberge bewirtschaften wir noch mit. Wenn wir aber rein von dem Wißberg sprechen, wo der Großteil unserer Weinberge liegt, dann ist der Kalkstein dort besonders prägend für den Charakter unserer Weine. Der Wißberg hat deshalb auch den Namen bekommen 'Weißer Berg'. Er verleiht unseren Weinen eine ganz klare, frische Stilistik, eher ein bisschen kühl, cool Climate, das bei uns noch sehr präsent ist - besonders am Fuß des Berges im Tal. In den Weinbergen kühlt es im Sommer nachts stark ab, was man besonders beim Riesling, aber auch beim Sauvignon schmecken kann. Die Weine entwickeln dadurch eine ganz frische, feine mineralische Säure, die sehr kühl und nachhaltig ist. Letztendlich ein Charakter, den wir durch den Kalkstein vom Wißberg mitbekommen. Diese Mineralität sorgt für einen wunderbaren Trinkfluss. Nach einem leeren Gläschen hat man Lust auf mehr, weil der Wein nie überheblich wirkt, sondern immer sehr fein und sehr klar bleibt. Das ist etwas, was richtig Spaß macht beim Genuss der Weine."

"Als ich mit der Straight-Kollektion gestartet bin, hätte ich wahrscheinlich sofort gesagt und kann ich weiterhin noch sagen, es ist absolut der Riesling, der meiner Meinung nach unseren Weingutsstil am besten verkörpert. Tatsächlich hat sich aber auch von Anfang an der Chardonnay für mich herauskristallisiert, der auch ganz toll auf die Mineralität anspricht. Er zeichnet sich durch eine sehr feine, mineralische Säure aus und wirkt dabei nie überheblich, sondern eher ein bisschen geschliffener vom Stil. Für mich ist er definitiv ein Wein, der uns repräsentiert. Und dann, sozusagen zwischendurch, kam der Sauvignon Blanc hinzu, der erst ab dem Jahrgang 2017 oder 2018 Teil unseres Sortiments wurde. Ich finde, dieser Wein zeigt auch ganz klar, wie wir arbeiten und wie die Weine vom Wissberg schmecken – ganz fein, mineralisch und mit einem tollen Trinkfluss."

"Bei Trends und Entwicklungen versuche ich stets, die Augen offen zu halten. Auch wenn ich unsere Branche als sehr traditionell empfinde, in der vieles eher langsam voranschreitet, bin ich der Ansicht, dass man dennoch immer en-vogue bleiben muss. Die Welt, auch die Weinwelt, dreht sich heutzutage dann doch schneller. Allerdings folge ich nicht jedem Trend, sondern nur denen, die zu uns passen und die ich als besonders interessant erachte. Zum Beispiel wollen wir nachhaltiges Arbeiten noch weiter fokussieren, etwa durch alternative Verpackungen und die Anpassung an Klimaveränderungen. Außerdem sehe ich Potenzial im Bereich alkoholreduzierter Weine. Ich glaube, dass hierin Chancen liegen, den Weingenuss in den Vordergrund zu stellen, während der Alkohol weniger stark betont wird. Ich denke, da tut sich auch noch ein bisschen was und da haben wir auch noch Potenzial. Trotz dieser neuen Entwicklungen bin ich der Überzeugung, dass es wichtig ist, das, was bei uns gut funktioniert, weiter zu fokussieren. Denn das ist für uns Weingenuss, den uns die Natur gibt. Daran möchte ich auch erstmal nichts ändern; vielmehr möchte ich aufbauen, was die Natur uns bietet. Deshalb sehe ich das Thema Trends im Weinbereich als begrenzt an."

"Ja, wenn es darum geht, neue Ansätze für die Zukunft auszuprobieren, ist es für mich jedes Mal aufs Neue wichtig – oder vielmehr mein genereller Ansatz –, dass wir kontinuierlich versuchen, unsere Qualität immer nochmal eine Spur zu verbessern. Das gilt auch für den Geschmacksstil, den wir immer wieder ein wenig verfeinern wollen. Dabei orientieren wir uns auch ein Stück weit am Verbraucher oder Kunden, dem wir näherbringen möchten, was wir tun, damit er versteht und Freude an dem Produkt hat, das wir produzieren. Für mich steht dabei nicht im Vordergrund, riesige Experimente im Weinbau zu versuchen. Vielmehr ist es mein Ansatz, dem Verbraucher, dem Kunden, dem Weingenießer am Ende des Tages näherzubringen, was wir machen, wie unsere Weine schmecken und welche Stilistik sie haben. Im besten Fall kann der Kunde das genießen und hat viel Spaß daran."